Wildbienen vielfältig fördern

Über die Wildbienenförderung wird in letzter Zeit viel berichtet – doch wie hilft man den Wildbienen auf einfache Weise im eigenen Garten oder auf dem Balkon? Um mehr zu erfahren, besuchten die Landfrauen Schlossrued Ende August den Wildbienen-Schaugarten von wildBee.ch in Leutwil. Kaum einsehbar von der Strasse wurde hier am Hang unterhalb von Leutwil ein Paradies für Wildbienen und interessierte Besucher geschaffen. Je nach Jahreszeit blühen andere Pflanzen und sind andere Wildbienen zu beobachten.

Als Einstieg wurde uns eine 'Klöpflerbiene' gezeigt, die mit dem Hinterleib auf das Pollenbett in der Blütenmitte klopfte, um Pollen am Bauch zu sammeln. Bei den Bienen gibt es unter anderem Bauchsammler und Beinsammler, die Honigbiene ist mit ihren gelben Hosen eine typische Beinsammlerin. Um die flinken Wildbienen genauer zu betrachten, wurden sie kurz mit einer Plexiglasröhre behutsam eingefangen und gleich wieder freigelassen.

Viele vermeintliche Wildbienen sind bei genauerem Hinsehen Schwebefliegen, zu unterscheiden an den grossen Augen. Hingegen sind schwarz-gelb gestreifte Fluginsekten nicht immer Wespen, sondern bei einem schlanken kleineren Körper lässt sich die Wespenbiene als häufige Wildbiene erkennen oder es kann auch eine Wollbiene sein.

Künstliche Nisthilfen dienen den häufigsten Arten von Wildbienen. Viele Wildbienen bevorzugen jedoch natürliche Nistplätze auf sandigen Flächen, in Holzstücken, in verholzten Pflanzenstängeln etc. an möglichst sonnigen, trockenen Stellen.

Auf dem Rundgang durch den Garten wurden die vielfältigen Möglichkeiten zur Förderung der Wildbienen anschaulich erklärt. In einem über 3 Meter hohem kunstvoll aufgeschichteten Asthaufen wird den Wildbienen und Igeln Unterschlupf geboten – eine auch optisch ansprechende Möglichkeit, die im Gartenjahr anfallenden Äste oder meist unbeliebten Brombeerranken sinnvoll weiterzuverwenden. Ein Baumstamm oder Baumstrunk bietet Totholz für einige Wildbienenarten. Grosse Betonringe oder Schalen wurden mit einer stabilen Sand-Lehm-Mischung gefüllt, um die 'Sandbienen' zu fördern. Ein trittsicheres sandiges Hochbeet ist zur Beobachtung der Wildbienen ideal. Mit Steinen zum Aufwärmen und blühendem Hauswurz oder Sedumpflanzen können die Sandflächen ansprechend strukturiert werden. Es kann jedoch auch ein grosser Sandhaufen oder eine Steilwand sein - wichtig ist die richtige Zusammensetzung der Sand-Lehm-Mischung, um Stabilität und konstante Feuchte für die Nistplätze der Wildbienen zu bieten. Die Schneckenhäuser auf den sandigen Flächen sehen nicht nur hübsch aus, sie dienen der 'Schneckenhausbiene' als Nisthilfe. Ob ein leeres Schneckenhaus bereits mit einer Brutzelle gefüllt wurde, lässt sich im Gegenlicht erkennen.

Der Fokus im Wildbienen-Garten wird klar auf die natürlichen Nistplätze gelegt, denn über die Hälfte der Wildbienen sind Erdnister und gerade diese Wildbienenarten sind stark gefährdet.

Nur ein kleiner Teil der Wildbienen nutzt die allseits bekannten Wildbienen-Häuser, die zur einfachen Beobachtung der Wildbienen nützlich sind. Was bei Wildbienen-Häusern zu beachten ist und wie man sie sinnvoll ausstattet, wird im Wildbienen-Garten gezeigt und auf Merkblättern von wildBee.ch fachgerecht dargestellt.

Bei den hohlen Pflanzenstängeln ist eine stabile rissfreie Hülle und ein Abschluss wichtig, wie sie Bambus-, Schilf und Stroh durch ihre Segmente haben – so sind die Brutzellen vor Milben geschützt. Im hinteren besser geschützten Stängelteil werden die weiblichen Brutzellen angelegt, im vorderen Teil Richtung aussen die männlichen Brutzellen. Dass bei den Wildbienen die Weibchen an bevorzugter Lage liegen, geschützt durch die Männchen, finden wir Landfrauen natürlich sehr sympathisch.

Mehrere Jahre getrocknetes Holz von Eschen eignet sich gut für Hohlräume als Nisthilfe. Bei Baumstammstücken sollte immer von der Rinde Richtung Mitte gebohrt werden, quer zu den Jahrringen, sonst reisst das Holz und die Brutzellen sterben.

Nisthilfen müssen nicht gereinigt werden, das machen die Wildbienen selber. Das Wildbienen-Haus im Schaugarten musste zusätzlich mit einem Gitter vor dem vorwitzigen Specht geschützt werden, der das kompakte Futterangebot kürzlich sehr zu schätzen wusste.

Einige Wildbienen brauchen nicht liegende Hohlräume, sondern möglichst senkrechte verholzte Markstängel, zum Beispiel von Malven, Brombeeren, Holunder, Rosen oder Königskerzen. Am besten lässt man die Stängel stehen und schneidet sie 1m über dem Boden ab, um das Mark zugänglich zu machen. Müssen Markstängel entfernt werden – auch bereits 'bewohnte' – können sie an einem geschützten Ort senkrecht an ein Geländer oder einen Zaun gebunden werden. Sind die Markstängelbewohner ausgeschlüpft, dienen die gleichen Stängel im folgenden Jahr den Hohlraumbewohnern.

Neben den Nistmöglichkeiten sind die richtigen Nahrungspflanzen in unmittelbarer Nähe wichtig, um die Bienen zu fördern. Einige Wildbienen sind spezialisiert auf einzelne Pflanzen. Im Wildbienen-Garten weisen schön illustrierte Tafeln auf besondere Pflanzen hin.

Zwischen Nest und Nahrung sollte die Distanz nicht grösser sein als 150 m. Ein naturnaher Garten ohne alle Arten von Giften mit einem durchgängigen Angebot an blühenden Pflanzen wäre für die Wildbienen ideal. Blumenwiesen können wie im Wildbienen-Garten gestaffelt gemäht werden. Eine weite Verbreitung der von Wildbienen bevorzugten Pflanzen ist eine der besten Möglichkeiten, Wildbienen zu fördern. Entsprechend sollen an der nächsten Pflanzentauschbörse der Landfrauen Schlossrued spezielle Nahrungspflanzen oder Samen verteilt werden.

Vieles wird im Wildbienen-Garten ausprobiert, als Besucher kann man von diesem grossen Erfahrungsschatz profitieren und einfach umsetzbare Ideen mit nach Hause nehmen. Wildbienen fördern ist wirklich vielfältig. 

29.09.2016 / Landfrauen Schlossrued, Melanie Kordina

Mehr Infos über Wildbienen unter www.wildbee.ch